Bild 2:  Michelangelo (1475-1564), Das Jüngste Gericht, 1536-1541
Fresco, 1370 x 1200 cm; Vatikan, Sixtinische Kapelle
Das beste Beispiel für die von Giorgio Vasari als "Maniera Moderna" bezeichnete Stilrichtung im Spätwerk Michelangelos ist zweifellos das Fresco Das Jüngste Gericht an der Rückwand der Sixtinischen Kapelle.
Im September 2010 konnte ich dieses außergewöhnliche Kunstwerk im Rahmen einer speziellen Abendführung durch die Vatikanischen Museen in aller Ruhe betrachten.
 
Die grandiose Darstellung, zu deren Fertigstellung der Künstler fünf Jahre (1536-1541) benötigte, zeigt eine detailreiche Ansammlung himmlischer, menschlicher und teuflischer Leiber. Wie genial Michelangelo hier den umgebenden Raum mit einbezieht, ist einzigartig: Man hat den Eindruck, als würde die Wand, die das Gemälde trägt, gar nicht existieren, die Figuren scheinen frei zu schweben, so dass sich der Betrachter direkt in das Geschehen hineingezogen fühlt.
 
An die Stelle der perspektivischen Raumauffassung der Renaissance tritt eine Bewegungsdynamik. Zentrum der oberen Bildhälfte ist die kraftvolle wie modelliert wirkende Christusgestalt. Rechts neben ihm sitzt Maria, und beide sind von Aposteln, Heiligen und Märtyrern umgeben.
Christus ist entgegen der Tradition nicht als thronender (sitzender) Weltenrichter abgebildet, vielmehr scheint er schreitend aus der Bildtiefe nach vorne zu kommen. Dieser Eindruck wird durch die Schrittstellung (Stand- und Spielbein) verbunden mit der Drehung des Körpers hervorgerufen.
 
Auf der vom Betrachter aus gesehenen linken Seite ist unten die Auferstehung abgebildet und darüber die zum himmlischen Paradies Aufschwebenden.
 
Rechts sind die Verdammten, denen der Zugang zum Paradies durch die abweisend erhobene rechte Hand des Weltenrichters verwehrt wird. Von kämpfenden Engeln zurückgedrängt oder von bösen Geistern nach unten gezogen, stürzen sie schließlich in Richtung Höllenreich.
 
Voller Dynamik ist auch die Szene unten rechts, die Dantes Hölle entlehnt ist. Die Verdammten werden vom finsteren Fährmann Charon mit Ruderschlägen aus seinem Boot in die Hölle getrieben.
 
Diese komplexe und mit viel Dramatik aufgeladene Komposition hat wesentlich zur Entfaltung der manieristischen Malerei beigetragen.
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2. Die "Maniera Moderna" im Spätwerk Michelangelos
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